JAXON oder wie aus Äpfeln Birnen werden

Künstlerqualität?

Verpackung einst und heute


Kann man den vielen Tests glauben?

Welches Ölpastelle sind die Besten? Gibt es überhaupt eine Sorte, die alle anderen schlecht dastehen läßt? Diese Frage lässt sich nicht so leicht beantworten, denn jede Sorte hat ihre Vorteile und leider auch ihre Schwächen. Es gibt Sorten, die sind für die künstlerische Arbeit weniger geeignet und wurden ganz speziell für eine bestimmte Zielgruppe oder Anwendung entwickelt. Vergleicht man nun Sorte A mit Sorte C oder D, vergleicht man Äpfel mit Birnen. Insofern sind solche leider weit verbreiteten Vergleiche oder Gegenüberstellungen weder zielführend, noch aussagekräftig.

Ich möchte das an der Marke JAXON aufzeigen!


Die Marke Jaxon wurde 1957 von Vang im deutschsprachigen Markt eingeführt. Vang war ein Kürzel für den Firmmennahmen Vangerow, die bereits früh Kontakte nach Asien geknüpft haben.

Anfänglich hatte Vangerow die aus Japan kommenden „Sakura Cray-Pas“ als sicheres Malmittel für Schulkinder im Programm. In Südkorea stellte bereits Mungyo preiswerte Pastell-Ölkreiden für Kinder her und Vangerow brachte diese Sorte unter dem Namen JAXON nach Europa. Das Sortiment war übersichtlich und vor allen Dingen preiswert. Heute wird JAXON von Honsell art products in Taunusstein vertrieben.



Das gleiche Motiv, einmal mit JAXON und einmal mit Sakura Expressionist gemalt. JAXON wirkt transparent und eher monochrom. Das mit Expressionist gemalte kommt leuchtender und deckender zur Geltung. Geschuldet ist das den verschiedenen Weißpigmenten, Expressionist mit dem deckenden Titanweiß, JAXON mit dem transparenten Zinkweiß, auch Mischweiß genannt.


Für Kinder ab 3 Jahren entwickelt

JAXON Pastell-Ölkreiden wurden für Kinder ab 3 Jahren entwickelt, sind aufgrund ihrer Zusammensetzung ungiftig und preisgünstig. Die Qualität ist seit über 60 Jahren die Gleiche. Damit die Stäbchen für Kinder nicht gefährlich sind, werden nur unbedenkliche Pigmente und Inhaltsstoffe verwendet. Als Weißpigment setzt man Zinkweiß ein, ein nichtdeckendes, eher transparentes Pigment. In Künstlerfarben mischt man das intensive und deckende Titanweiß bei, allerdings gilt Titanweiß als mindertoxisch und kann Mikroorganismen schädigen.

Deshalb darf Titanweiß für Kinderspielzeug (auch Farben!) nicht verwendet werden. Alle Farbtöne von JAXON, denen Zinkweiß beigemischt wird, also sog. Weißmischungen bleiben mehr oder minder transparent und kommen mau daher. Dahingegen leuchten bei den Künstlerfarben (Sennellier oder Caran D Ache) die hellen Mischungen, dank Titanweiß intensiver.





Zinkweiß gegen Titanweiß

Vergleiche ich nun JAXON mit den anderen Sorten, dann muss JAXON immer schlechter abschneiden, denn das Zinkweiß verliert prinzipiell gegen das Titanweiß. Auch die Zusammensetzung ist bei JAXON eine andere. Hier für Kinder ab 3 Jahren mit ungiftigen Zutaten, dort eine Künstlerfarbe mit hochwertigen Pigmenten und Bindemitteln.

Ich halte auch den Vergleich von Sennelier zu Caran D Ache oder Mungyo Artists Oilpastell oder anderen Sorten aus China oder Indien für bedenklich, denn jede Sorte hat so ihre spezielle Zusammensetzung und Anwenderphilosophie.Besonders bedenklich halte ich aber die Vergleiche zwischen JAXON und anderen Marken im unteren Preissegment. Denn die meisten Sorten sind mit JAXON identisch, sie werden hauptsächlich von Mungyo in Südkorea oder in einem Mungyo Werk in Shanghai in China hergestellt. JAXON, Faber Castell, Eberhard Faber, Pelikan, Raphael (teilweise Made in India), Maimeri, Talens usw. sind bis auf die Verpackung und den Preis gleichwertig. Auch die Ölpastelle einiger Versandhändler, 48 Pastelle für ca. 20 Euro, sind meist identisch mit den Mungyo-Ablegern aus Südkorea oder China.

Dazwischen mogeln sich auch immer wieder Sorten aus Vietnam oder Indien, die allerdings auch eher für Kinder, Therapie und Schule produziert werden und im Vergleich zu den Künstlerqualitäten ungiftige Pigmente, Zinkweiß und andere Ersatzstoffe verwenden und sich JAXON als Vorbild genommen haben.


Motiv: Faun, Größe 26 x 35 cm. Mit etwas Geschick und der richtigen Farbauswahl kann man auch mit JAXON und anderen preiswerten Marken seine künstlerische Ader entdecken.


Fragwürdige Testergebnisse

Wie man nun auf die Idee kommt, bei einem direkten Vergleich mit einer identischen Marke Unterschiede erkennen zu können, erschließt sich mir nicht. Jaxon muss bei jedem Vergleich herhalten, wenn es darum geht, eine Marke zu puschen. “Schaut her wie toll die Marke XY aus China im Verleich zu Jaxon ist!”

So ein Farfbaufstrich überzeugt natürlich, leider vergleicht man hier nicht nur Äpfel mit Birnen, sondern entzieht sich der Tatsache, dass JAXON eine erschwingliche Farbe für Kinder, Schule, Therapie ist.

Wer sich ernsthaft mit der Ölpastellmalerei beschäftigt, sollte sich besser informieren und die Eigenschaften der verschiedenen Künstlerqualitäten kennen. Marken wie Sennelier (Made in Frankreich), Caran D Dache – Neopastell (Made in der Schweiz) oder Mungyo Gallery Artist soft oil pastels (Südkorea), oder auch Expressionist von Sakura (Made in China) sind schon lange auf dem Markt und gelten als sichere Künstlerfarben. Trotzdem würde ich auch diese Sorten nicht unbedingt untereinander vergleichen wollen, denn ein Künstler wird die Farben, je nach Motiv und Technik, individuell einsetzen.

Die ganzen neuen wohlklingenden Sorten aus China, die zur Zeit auf den deutschen Markt von vielen Youtubern angepriesen werden, sollte man kritisch sehen. Sie haben auf den ersten Blick eine tolle Farbkraft, sind sehr gut deckend und sehr geschmeidig. Leider weiß aber kaum jemand was da drinnsteckt und wie die Farben in 5 oder 10 Jahren auf dem Bild aussehen. Ich wüsste gerne, was ist in der Farbe drinn? Wie lange baucht sie zum trocknen? Trocknet sie überhaupt? Wie verhält sie sich auf den verschiedenen Maluntergründen, wie Papier oder Leinwand? Wie gut lässt sie sich mischen und verblenden? Lässt sie sich fixieren oder firnissen?

Alles berechtigte Fragen, die leider der oder die Youtuber/in nicht beantworten will oder kann. Stattdessen muss Jaxon im Vergleich als schlechteste Farbe herhalten, damit die “Premiummarke” gut darsteht. Aber objektiv gesehen, vergleicht man hier bewusst oder unbewusst Äpfel mit Birnen und verkauft den Zuschauer für blöd.


JAXON und die anderen preiswerten Marken sollten für die Kinder dieser Welt sein, damit sie Spaß haben und vielleicht auch ihre künstlerische Ader entdecken dürfen. Wer will darf damit seine ersten Malversuche mit Ölpastellkreiden machen, aber bitte nicht zu viel erwarten. Und alles andere, was da im Inernet lautstark angeprießen wird, sollte man mit kritischen Augen betrachten und nicht alles glauben, was versprochen wird.


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